Deutschland 2023

Freitag, 23.Juni
Drei Wochen nach meiner Rückkehr von Istrien bin ich schon wieder unterwegs. Diesmal geht’s nordwärts, mit dem Endziel Rudolstadt. Dort findet Anfangs Juli das grösste Volks-Roots-Musik-Festival statt.

Meine Camper-Freundin Ro, eine der WoMo-Sterne-Damen, hat mich Anfangs Jahr darauf aufmerksam gemacht, sie selber ist jedes Jahr dabei. Ihre Begeisterung hat mich neugierig gemacht, ich habe mich auch angemeldet und ich kann nun mit der Gruppe von Ro zusammen auf dem Platz stehen.

Ich bin früh unterwegs, mache drei Tage Halt in Neuenburg am Rhein, da bin ich schon viele Male gewesen, auch noch mit Anna. Dann eine kurze Strecke weiter, nach Bad Krozingen, auch da viele Male mit Anna im Park spaziert, viele Erinnerungen werden wach! Das Wetter ist bis jetzt ziemlich heiss, ich bleibe wieder zwei Tage hier.

28.6.23 Mittwoch
Dann gibt’s ein etwas grösseres Etmal, ca. 340 Km, nach Wertheim. Dort werde ich mich mit Ro treffen, sie kommt von zuhause, von Heidelberg her. Danach geht’s in ein paar kleineren Strecken nach Rudolstadt, spätestens am Dienstag sollten wir auf dem Platz stehen.

Wir kommen praktisch zur gleichen Zeit in Wertheim an, treffen uns beim einklarieren auf den Platz. Es ist ein freudiges Wiedersehen, natürlich flippt Chiara fast aus!

29.6.23 Donnerstag
Als nächste Station schlägt Ro Volkach an der Main-Schlaufe vor. Es ist kein grosses Etmal, Ro ist als Erste dort und hat zwei grosse Plätze nebeneinander gefunden. Wir richten uns ein und bleiben drei Nächte hier, es passt uns sehr gut da! Der Platz bietet alles was man sich wünscht, ich kann wunderbar spazieren mit Chiara, der Main ist im Blickfeld, alles stimmt!

2.7.23 Sonntag
Von da machen wir nur einen kleinen Hüpfer nach Bad Königshofen. Ich kenne diesen Platz, war mit Prisca mal ein paar Tage da, Chiara war da noch ein Baby! Ich habe zwei Plätze wie damals belegt, auf festem Grund mit Rasen davor, sehr komfortabel. Wir bleiben zwei Nächte hier, gehen spazieren im schönen Städchen, gehen abwechslungsweise in die Therme damit Chiara nicht zu lange im WoMo allein sein muss, es ist eine gute Zeit!

4.7.23 Dienstag
Dann geht’s weiter, rund 100 Km bis nach Rudolstadt, dort werden wir uns mit vier weiteren Campern treffen. Wir sind angemeldet zum grössten Root-Volk-Musikfestival welches bis zum Sonntag statt findet. Der Anlass fand schon zu DDR-Zeiten statt. Es sind 20’000 Besucher vor-angemeldet, dafür stehen mehrere sehr grosse Plätze in und um die Stadt zur Verfügung. Wir stehen auf der Bleichwiese und haben freien Zutritt in der ganzen Stadt zu allen Veranstaltungen. Ich freue mich sehr darauf, das wird wahrscheinlich für mich das Ereignis des Jahres!

Ich bin etwas vor Ro da, ich warte bis sie kommt, denn sie kennt sich ja da aus. Sie ist seit langem jedes Jahr hier dabei. Dank dem dass wir einen Tag zu früh hier sind können wir uns trotz der doch schon beachtlichen Zahl Camper noch in einer guten Ecke breit machen und markieren gleich mit Absperrband den benötigten Teil für die später eintreffenden Freunde.

Gegen Abend kommen dann zwei weitere Freunde, Re und He, dazu, die anderen Beiden werden erst einen Tag später kommen. Re bringt aber ein grosses Zelt für die Zwei mit, sodass wir dieses gleich aufstellen und damit unsere Burg mit Innenhof definitif markieren können. Wir sind alle sehr zufrieden, es wird ein guter Abend, obwohl ein kräftiger Wind eine Jacke nötig macht.

5.7.23 Mittwoch
Der nächste Tag beginnt mit leichtem Regen, aber im Verlauf des Vormittags verziehen sich die Wolken und die Sonne trocknet schnell alles auf. Ich kann im nahen Park wunderbar mit Chiara spielen und sie kann da gut ihre Geschäftchen machen. Es strömen ununterbrochen weitere Gäste mit allem möglichen Vehikeln an, vom uralten Trabi mit Blumenkischen an den Fenstern bis zum umgebauten Militär-Laster ist alles zu sehen.

Zu den 20’000 voraus-gebuchten Plätzen kommen aber immer noch viele Unangemeldete dazu, sodass halt sehr eng aufgestellt werden muss, es resultiert ein sehr ausgeprägtes Kuschel-Camping! Teilweise ist weniger als ein Meter Platz zwischen zwei Einheiten! Und so stehen unendlich viele kleine und grosse WoMo’s, Caravan’s und Zelte wild durcheinander, man steigt über Schnüre und Deichsel, oder geht unter fremden Markisen durch! Es wäre auch absolut unmöglich den Platz zu verlassen, es müssten zu viele irgenwohin ausweichen um eine Gasse zu öffnen! Am Mittwoch-Abend wird die Anzahl Besucher auf 25’000 geschätzt! Ich habe so etwas noch nie gesehen, es ist fast beängstigend, möchte das auch nie mehr erleben!

Ich verbringe die Zeit mit lesen, Musik hören, schlafen und mit den Freunden reden. Dazwischen viel mit Chiara spazieren, im Park, aber auch in der Innen-Stadt. Die ist sehr lebendig an allen Ecken werden Verkaufs- und Verpflegungs-Stände aufgebaut, die Stadt wird ein einziger Festplatz! Und überall stehen kleine und grosse und sehr grosse Bühnen für die Bands. Auch Strassen-Musikanten sind bereits zu hören, da sitzt zum Beispiel ein einsamer Dudelsack-Spieler im Park auf einer Bank, sehr schön!

6.7.23 Donnerstag
Heute Abend beginnt das Festival, ich werde eine grosse Bühne im Park besuchen, da wird meine Musik gespielt. Ich muss Chiara zuhause lassen, sie darf ohne Maulkorb nicht auf das Gelände. Darum plane ich halt nach etwa zwei, drei Stunden wieder zurück zu sein, länger will ich sie nicht allein im WoMo lassen.

Der Gang zur grossen Bühne ist ein Alptraum! Man kann nicht einfach gehen, nein, man wird geschoben! Eine dichte Menschenwalze bewegt sich Richtung Bühne! Ich rette mich langsam an den Rand, und dann in die angrenzende Wiese, dort geht’s etwas schneller. Mit Chiara wäre es unmöglich, ich müsste sie tragen!

Am Eingang wird mein Rucksack und mein Futteral für den Stuhl genau untersucht, und dann bin ich auf dem Haupt-Gelände. Es ist nur mit Schwierigkeit eine bestimmte Richtung einzuhalten, die Menschen stehen praktisch Kopf an Kopf! Das rührt daher dass heute abend nur hier auf dieser Grossbühne Musik geboten wird, somit ist das ganze Volk hier versammelt.

Ich kämpfe mich an den Rand Richtung der Bauernhäuser, dort an der Mauer finde ich einen Platz zum stehen, aber dicht an dicht mit fremden Leuten! Er ist leicht erhöht, und ich kann das Gelände sehr weit überblicken. Es ist unfassbar: soweit das Auge reicht sieht man nur eine geschlossene Fläche von Köpfen, man könnte darüber spazieren! Es ist erschreckend! Es müssen mehr als 10’000 Leute sein, eine kompakte Masse. Nicht auszudenken wenn da jemand ein Problem hätte, er wäre verloren. Oder wenn da eine Panik ausbräche, eine Katastrophe.

Da die Musik nicht so ganz mein Stil ist tauche ich wieder ein in den Klumpen Menschen und dränge mich Richtung Ausgang, bin richtig glücklich dass ich auf dem Heimweg einen Umweg erwische und ziemlich normal gehen kann. Und dann zuhause grosse Erleichterung bei mir, und Chiara freut sich. Und ich werde mir sowas nie mehr antun. Da höre ich die mir passende Musik besser vom Internet an.

Ich trinke dann in Ruhe die Flasche Wein leer und dann gehen wir zwei ins Bett. Und oh Wunder: wir schlafen sehr gut, obwohl die letzten Band’s um drei Uhr morgens ihren Auftritt haben. Ab und zu höre ich etwas, aber nie sehr störend.

7.7.23 Freitag
Der nächste Tag beginnt schon sehr heiss, ich montiere zusätzliche Beschattungen. Wir essen gemeinsam Frühstück, Weisswürste und Brezeln. Ro hat sehr starke Schmerzen im Knie, kann fast nicht auftreten. Mit starken Schmerzmitteln schafft sie es dann doch zu einigen ihrer Aktivitäten. Da wir aber sowieso unterschiedliche Programme haben kommen wir uns da nicht in die Quere.

Mache daher mit Chiara ein paar schöne Spaziergämge, immer im Schatten und abseits der Spazierwege mit den Menschen-Strömen. Dann aber ziehen wir uns zurück nach Hause, alle anderen sind ausgeflogen an irgendwelche Darbietungen. Wir beiden pflegen den Müssigang, ich lese, höre Musik und schlafe. Gegen Abend kommt Ro zurück, ich fange an zu kochen, Spaghetti al arrabbiata nach meiner Art, es wird sehr gut! Nach dem Abendessen trennen sich unsere Wege wieder, sie geht ihren Musikvorlieben nach, ich mache mit Chiara einen langen Abendspaziergang.

Wir schmuggeln uns mit einem supponierten Maulkorb ins verbotene Gelände ein und ich höre einen Moment einer Band zu. Die Lautstärke ist aber derart gewaltig und die Bässe fahren buchstäblich in den Bauch sodass ich mit Chiara schnell wieder flüchten muss, sie leidet sehr!! Auf dem Heinweg finde ich am Saale-Strand einen etwas ruhigeren Platz, trinke noch ein grosses Bier, treffe nette Leute, dann gibt’s zuhause wieder einen friedlichen Abend. Gehe gegen 23.00 ins Bett, schlafe sofort ein. Ein Klopfen an der Tür weckt mich wieder auf: es ist Ro, sie meint sie sässe mit He und Re noch zusammen, ich solle doch auch kommen. Also raus, etwas anziehen,und dann bis gegen 1.00 plaudern. Dann aber endgültig ins Bett.

8.7.23, Samstag
Wieder ein heisser Tages-Anfang, gehe früh mit Chiara Gassi im Park, es hat schön Schatten dort. Danach Frühstücken, die Freunde sind auch draussen, und ich gehe nochmals auf einen sehr langen Spaziergang mit Chiara. Nach der Rückkehr sehe ich dass die Drei sich bereitmachen um zur Kirche zu gehen. So habe ich wieder mal Zeit und Musse mir Gedanken zu machen über meine weitern Aktivitäten. Mit Chiara werde ich keine der äusserst lauten Musik-Darbietungen mehr besuchen, es ist eine Tortur für sie. Auch sich zwischen 20’000 Beinen aufzuhalten ist nicht so ganz hunde-like!

Es ist mir klar dass dieser Besuch in Rudolstadt für einen Hundehalter in jeder Hinsicht eine Fehl-Entscheidung war! Ich habe mir zuwenig überlegt was das für einen Hund bedeutet! Ich konnte mir dieses Szenario ja auch gar nicht vorstellen! Das hautnahe Campieren, die 25’000 Leute rundum, der Lärm, all das ist auf jeden Fall nicht erstrebenswert! Also werde ich die Zeit bis eine Abreise am Montag hoffentlich möglich ist mit Spazieren im Park und Herumsitzen beim WoMo hinter mich bringen.

9.7.23 Sonntag
Dies ist der letzte Tag des Festivals, alle geben nochmals Vollgas! Die ohnehin äusserst bass-lastige Einstellung der Verstärker wurden offensichtlich noch mehr aufgedreht, sodass die Instrumente teilweise völlig im Getöse untergehen, schade! Dafür ist dann das Bass-Gerumse kilometerweit zu hören! Was sind das bloss für Ton-Techniker!

Ich verziehe mich mit Chiare in weiter entfernte Gebiete des Parks, es ist ohnehin unerträglich heiss. Ro’s Freunde sind den ganzen Tag unterwegs. Zuhause treffe ich Ro an, sie ist nicht so aktiv wie sie möchte, das Knie tut ihr sehr weh von einem Fehltritt. Ich erkläre ihr mein Verhalten und meine Situation und dass ich hoffe dass meine Stinklaune nicht eine ernsthafte Belastung unserer Freundschaft ist! Sie macht sich dann trotz Schmerzen wieder auf in die Stadt.

Am Abend spät, ich habe schon alles abfahrbereit verstaut und möchte schlafen gehen, treffen die Drei noch ein und wollen noch Abschied machen. Also packe ich meine Stühle wieder aus, Ro hatte ja ihre Möbel auch schon eingepackt. Ich schlafe dann sogar am Tisch mal ein! Ich entschuldige mich dann zwar, aber wahrscheinlich hinterlasse ich da einen ziemlch schlechten Eindruck, ist mir momentan aber ziemlich egal!

10.7.23 Montag
Abreise-Tag, das Wetter ist immer noch gut, es wird wieder heiss. Ich bin um 9.00 Uhr abfahrbereit, die Andern setzen sich zum Frühstück zusammen. Ich verabschiede mich, ich habe immerhin 450 Km zu fahren, das braucht zwei Pausen für Chiara, und ich fahre mit meiner Kiste auf Autobahnen nur so um 90 bis 95 KmH. Das gibt also doch eine ganze Tages-Fahrt.

Es läuft recht gut, selten Stau, und so um 17.00 bin ich in Bad Dürrheim auf einem sehr ruhigen Stell-Platz, die nächsten Nachbarn weit entfernt, himmlisch! Chiara hat viel Raum, ausser Vögeln ist nichts zu hören. Solche Orte sollten Ro eigentlich auch gefallen, sie laden ein zu guten Gesprächen oder auch zum zusammen schweigen.

Ich koche ein paar Resten zusammen, und trinke halt allein ein, zwei, ??, Gläser Wein, bin recht zufrieden! Vermisse momentan nur meine lieben Engel!

11.7.Dienstag
Und nun geht’s auf schnellstem Weg nach Hause. Danach gibt’s nur eins: gemütlich wohnen zuhause, bequem alles geniessen was das Leben bietet, mit meinen Freunden verkehren, und die restliche Zeit bis Ende Jahr verplanen.

Gegen Mittag bin ich dann wirklich daheim, alles problemlos gelaufen. Ich packe alles aus, aber gereinigt wird erst wenn die Temperaturen annehmbar sind! Also wird das WoMo sofort versorgt, und dann ist auch diese Reise zu Ende.

Fazit: Die Anreise bis Rudolstadt war sehr angenehm, einzig das Festival in Rudolstadt war eine Fehl-Entscheidung, ein Flop. Aber das muss ich auf meine Kappe nehmen, ich hätte das wegen Chiara besser überlegen sollen. Es soll mir eine Lehre sein! Ich hoffe dass mein “sich ausklinken” dort von den Freunden verstanden wird!

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