Nackt!

Ich werde offensichtlich langsam alt! Es geschehen nämlich zunehmend Sachen welche mir früher nicht passiert sind. Kürzlich ist mir sogar etwas ziemlich Peinliches passiert, ich erzähl’s trotzdem, denn es ist auch ziemlich komisch!

Also: wir erleben gerade eine rekord-verdächtige Hitze-Periode, und da ich ja auf meiner Riesen-Terrasse rundum sichtgeschützt bin bewege ich mich da in solchen Fällen meistens nackt, stört ja niemanden, dem Hund macht das nichts aus. Aber Durst gibt’s trotzdem auch wenn man nackt ist, und so muss ich meinen Kühlschrank wieder auffüllen.

Kein Problem, da ich zuoberst wohne lagere ich auf dem Podest vor meiner Wohnungstür meine Mineralwasser- und Bier-Vorräte. Also die Wohnungstüre aufschliessen und ran an die Flaschen. Und in meinem Rücken fällt dank leichtem Durchzug in der Wohnung die Türe mit sanftem Klaks ins Schloss!

So, ab jetzt ist’s nicht mehr so ganz problemlos! Da stehe ich nackt vor meiner Wohnung, die Tür ist gut einbruchs-gesichert, es gibt keine Klinke. Öffnen liesse sie sich nur mit einem Schlüssel, den ein nackter Mann aber nicht bei sich trägt. Es gäbe zwar Freunde welche einen Ersatz-Schlüssel aufbewahren, aber mein Handy ist unereichbar in der Wohnung. Und der Hund ist in diesem Falle auch keine Hilfe.

Nun ist zwar in meiner Garage gut versteckt noch ein Reserveschlüssel. Und für die Garage braucht’s keinen Schlüssel sondern nur einen ellenlangen Code den man auf einer Tastatur eintippen muss. Das ist eine clevere Lösung, genau für einen solchen Fall vorgesehen. Ich müsste also nur vier Stockwerke runter steigen und dann auf die Vorderseite des Hauses zu meiner Garage gehen, da den Code eintippen und den Schlüssel behändigen. Damit könnte ich dann mit dem Lift direkt in meine Wohnung hochfahren und der Fall wäre erledigt.

Aber für den Fall von Nacktheit ist da halt nichts Besonderes vorgesehen. Und ein alter Mann der um die Mittagszeit an einer öffentlichen Strasse nackt an einem Garagentor-Öffner rumfummelt ist zumindest ungewöhnlich! Nur schon die vier Stockwerke runter wird bei Begegnung mit Mitbewohnern ziemlich peinlich denn es gibt nichts womit ich meine edlen Teile bedecken könnte. Und spätestens dann im Freien bei regem Mittags-Verkehr könnte die Sache aus dem Ruder laufen. Eine Untersuchung bei einem Psychiater könnte dann drohen!

Ich könnte vielleicht bei einem der Mitbewohner klingeln und um Hilfe bitten, mit einem Badetuch wäre mir bereits geholfen. Aber die um diese Zeit am ehesten anwesenden Mitbewohner sind alleinstehende Frauen, und die bekämen wahrscheinlich einen Schock wenn ich als Flitzer, wie ein Sex-Unhold, vor der Türe stehe, oberpeinlich!

Da riskiere ich besser den Alleingang, da besteht immerhin die Chance dass ich Glück habe und niemandem oder nur wenigen begegne. Also nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und steige als Adam, aber ohne Feigenblatt, die Treppen runter, Stock um Stock, dann die Haustüre auf, laufe die zehn Meter bis vor meine Garage, und noch niemand ist mir begegnet.

Jetzt nur noch den Code eintippen, in der Aufregung natürlich noch vertippen, wenigstens sieht man mich jetzt nur noch von hinten. Dann geht quälend langsam das Tor auf, und ich bin drin, alleluja! Ich weiss nicht ob mich bis hierher jemand beobachtet hat, ist mir jetzt auch egal, ich bin momentan in Sicherheit!

Für den Rückweg bis zur Lifttüre suche ich nun irgend etwas zum anziehen, aber ausser einer Lederjacke, diversen Helmen und einem Regen-Combi für’s Motorrad-Fahren gibt’s da nichts. Und wenn man mich bei dieser Hitze mit einer solchen Bekleidung erwischen täte wäre mir der Psychiater ganz sicher! Also lieber nochmals flitzen bis zum Lift und hoffen dass mir das Glück weiterhin hold bleibt.

Und die Götter sind mir gut gesonnen: es klappt, der Lift ist da, hinein, und ich bin gerettet, grösste Erleichterung! Und trinke nun glücklich und entspannt mein Bier! Nachträglich überlege ich: es wäre ja eigentlich überhaupt kein Unglück passiert wenn ich jemandem begegnet wäre, jede und jeder hat schon nackte Menschen gesehen, es gibt nichts Natürlicheres als Nacktheit. Und ich hätte ja die Situation erklären können.

Aber trotzdem: ab sofort ist bei meinen Getränke-Vorräten noch eine alte Hose und ein ausgeleiertes Shirt deponiert, man weiss ja nie!

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