2.9.20, Mittwoch

Ich muss meinen Reise-Start wegen eines Tiefdruckgebietes um eine Woche verschieben. Dann aber klart’s auf und es geht los!

Die erste Etappe geht nach Bad Krozingen, auf den schönen Platz Nr. 6, den ich schon mehrmals mit Prisca und Anny belegt habe. Er ist ideal für einen Hund, eine grosse Wiese liegt vor dem WoMo-Eingang!

Ich stelle fest dass das Aufbautür-Schloss kaputt ist, die Tür lässt sich nicht mehr schliessen, ein Riegel hängt kraftlos nach unten. Diverse Telefonate mit WoMo-Firmen in der Umgebung Freiburg können nicht helfen, sie machen teilweise abenteuerliche Angebote wie z.B. eine neue Türe! Baue halt selber das Schloss aus und sehe eine kaputte Zugfeder. Am andern Tag vor der Weiterfahrt finde ich im Baumarkt eine ganz ähnliche Feder, sie wird sofort eingebaut und eingestellt, es funktioniert, Kostenpunkt 4.90 Euro.

3.9.20, Donnerstag

Weiterfahrt Richtung Norden, in Rheinmünster finde ich einen schönen Stellplatz. Ich zeige im Sterne-Forum jeweils meinen Standort an, ebenso im WhatsApp-Status, damit meine Freunde sehen wo ich mich herumtreibe. Und prompt meldet sich Wa, ein Stern, es gebe eine weit bessere Stelle, einen Parkplatz, ein Geheimtipp!

4.9.20, Freitag

Ich fahre dahin, höchstens 40 Km, und finde den Platz in Neuburg-Weiher, ganz toll, direkt am Rhein bei einer Fähre. Gegen Mittag kommt auch Wa dazu, dann stellt sich heraus dass mein Nachbar, Kl, auch ein Stern ist, aber aus einem anderen Alleinfahrer-Forum. Gegen Abend besucht uns ein weiterer Stern, Br, mit PW, da sie immer noch auf ihr neues WoMo wartet. So sind plötzlich vier Alleinfahrer zusammen, wir gehen dann gemeinsam Essen in den nahen Biergarten. Es wird ein schöner Abend, Br muss dann wieder heim nach Heidelberg.

5.9.20, Samstag

Ich beschliesse noch einen Tag hier zu bleiben, am Wochenende sind alle Plätze überfüllt, und hier stehe ich gut! Ich plane am Sonntag nach Heidelberg zu fahren und mit Br essen zu gehen. Sie wohnt etwas ausserhalb, dort gibt’s einen Sportplatz zum schlafen.

Ich habe einen guten Tag gehabt, am Abend gehen wir zu Dritt wieder gemeinsam essen. Wir haben einen Nachbar, den Türken Kemal, der hat Besuch von zwei Gitarre-Spielern. Die spielen und singen, ich spiele dann mit meiner MuHa mit. Es passt sehr schön: der Rhein, die schöne Nacht, liebe Leute, guter Wein: Prisca würde sich sehr wohl fühlen!

6.9.20, Sonntag

Am frühen Morgen höre ich kurz Regen, aber beim Spaziergang mit Chiara ist alles wieder im Trockenen. Am frühen Nachmittag fahre ich ab in die Nähe von Heidelberg, nach Leimen zum Treffen mit Br. Auf dem Parkplatz beim Sportzentrum stehe ich mutterseelen allein, schön, mal kein Gedränge! Gegen Abend holt mich Br mit PW zum Nachtessen ins Nachbardorf ab. Sie hat viel zu erzählen, das letztemal haben wir uns auf der Moseltour gesehen, da war meine Prisca und ihr Peter noch am Leben! Er ist knapp einen Monat nach Prisca gestorben. Um 21.00 noch einen langen Spaziergang mit Chiara gemacht, dann ins Bett.

7.9.20,Montag

Habe sehr ruhig geschlafen, mache dann einen langen Marsch mit Chiara, denn heute will ich ein wenig vorwärts nach Norden kommen, da muss sie lange still halten. Unterwegs aber beschliesse ich in Rhodenkirchen auf einen Platz zu fahren auf dem ich bereits mal mit Anny gestanden habe. Mache zuerst eine telefonische Anmeldung, vorsichtshalber.

Es ist ein sehr schöner Platz direkt am Rhein, wie in der Erinnerung. Ich bin mit Chiara auf dem Velo zum Kölner-Dom geradelt, ca. 7 Km ein Weg. Es hat aber viel zu viele Menschen da, wir fahren wieder heim. Später das Nachtessn kochen, dann gibt’s Feierabend mit spazieren, mit Nachbarn reden, Fernsehen, Notizen schreiben.

Je, auch ein Stern, hat in meinem Status gesehen dass ich in Köln bin, sie will sich mit mir treffen, bin gespannt. Ich habe sie letztmals in Bad Säckingen getroffen, zusammen mit Prisca, sie hatten sich gut verstanden. Sie hat ihren Tod im Sterne-Forum bekannt gemacht, was dann eine Flut von Beileidsbekundungen ausgelöst hat. Fahre also morgen nach Düsseldorf auf einen Stellplatz direkt am Rhein, hoffentlich hat’s Platz.

Auch aus meinem Status hat ein jüngeres Ehepaar, Sabine und Markus aus Münster meinen Standort gesehen und sofort geschrieben wenn ich schon so weit gekommen sei dann müsste ich sie doch unbedingt auch noch besuchen. Ich habe die beiden 2014 mit ihrem Hund Heiko in Istrien kennen gelernt, ich war da bereits Witwer. Wir hatten eine gute Zeit zusammen, ich habe sie im Jahr 2015 bereits einmal besucht, wir sind immer in einem losen Kontakt geblieben. Ich freue mich sehr die Beiden wieder zu sehen. Habe auf den Mittwoch abgemacht, werde mit ihnen essen gehen.

8.9.20, Dienstag

Die Fahrt nach Düsseldorf beginnt mit einer ausgedehnten Stadtrundfahrt durch Köln! Dank meiner Einstellung “keine Autobahn” führt mich das Navi mitten durch die Stadt, und dank vieler Sperrungen und Umleitungen brauche ich sicher eine gute Stunde bis ich wieder einigermassen klar auf Kurs bin. Ähnlich geht’s in Düsseldorf, der Stellplatz liegt ziemlich im Zentrum der Stadt direkt am Rhein, eine Geduldsprobe. Aber dafür werde ich belohnt mit einem tollen Platz, mit nichts vor mir als den Rhein mit dem regen Frachtervekehr.

Das Treffen mit Je verläuft harmonisch, sie ist eine gebildete, sehr selbstbewusste Frau. Wir haben gute Diskussionen , es gibt viel zu erzählen. Wir machen mit dem Fahrrad und den Hunden eine kleine Stadtrundfahrt. Zum Essen fahren wir mit dem Fahrrad in die Altstadt, aber ohne die Hunde. Sie muss dann mit ihrem WoMo wieder nach Hause fahren, sie erwartet bereits am frühen Morgen Handwerker.

Ich gehe noch mit Chiara spazieren und sitze danach lange bei einem (?) Glas Wein vor dem WoMo , gehe später dann müde ins Bett. Es war ein sehr angenehmer Tag. Das Wetter hat sich von anfänglich etwas bedeckt und eher kühl und windig am Nachmittag wieder zu sonnig und warm geändert, darum konnte ich am Abend noch so lange draussen sitzen.

9.9.20, Mittwoch

Ruhig und lange geschlafen, die Motoren der vorbeiziehenden Frachter sind für mich nicht störend, eher beruhigend. Ich mache einen langen Spaziergang mit Chiara dem Rhein entlang, die Wiesen sind sehr nass, der Himmel mit Morgennebel bedeckt, richtig Herbst!

Ich muss mich nicht beeilen, denn nach Münster sind’s nur etwa 130 Km. Zudem arbeiten die Beiden ganztags und sind erst ab etwa 17.00 zuhause. Ich muss keinen Platz zum schlafen suchen, kann in ihrem Innenhof stehen, ich kenne das von meinem früheren Besuch. Unterwegs gehe ich einkaufen, fülle meinen Kühlschrank und Tiefkühler voll. Das Wetter ist wechselhaft, mal Sonne dann wieder bedeckt, aber trocken. Weil ich über Land fahre gibt’s viele lästige grosse Umleitungen, nervig! Aber dann bin ich da und werde von Sabines Bruder und der Schwägerin wie ein Angehöriger empfangen. Sie haben mich offensichtlich nicht vergessen, obwohl etwa 5 Jahre seit meinem letzten Besuch vergangen sind, rührend! Und auch Markus und Sabine empfangen mich richtig schön, wie wenn ich nach Hause käme! Leider ist Heiko, der Appenzeller-Rüde nicht mehr am Leben, schade.

Statt dass ich die Beiden einladen kann verwöhnt mich Markus mit einem tollen Nachtessen, er ist halt schliesslich Chefkoch. Wir verbringen einen sehr schönen Abend zusammen, es wird weit nach Mitternacht. Die Beiden zeigen mir dass sie mich schätzen, kann’s eigentlich nicht begreifen, aber ich nehm’s dankbar an!.

10.9.20, Donnerstag

Am Morgen treffe ich nur noch Sabine an, Markus musste sehr früh arbeiten gehen. Sie verspricht dass sie mich nächstes Jahr besuchen kommen, ich werde sie dann auch verwöhnen!

Mein Handy ist abgestürzt, es müsste mit der PUK neu gestartet werden, die aber ist zuhause notiert und eben auch auf dem Handy. Nun ist nicht nur WhatsApp und alles andere verschwunden, auch das Navy ist nun weg. Ich kann auch keine Stellplätze mehr suchen! Mit Priskas Handy kann ich wenigstens für kurze Zeit ein Netz aufbauen und auf mein Mailkonto zugreifen, aber das nützt mir am wenigsten. Ich fühle mich nackt und hilfslos, ich merke wie ich total abhängig bin von diesem Sch….ding, eine schlimme Erkenntnis!

Ich ändere meine geplante Reiseroute und ziehe nicht weiter nach Norden. Ich wollte ja eigentlich in Stade einen Freund aus früheren Zeiten treffen. Dann an die Ostsee nach Laböe, dort ebenfalls einen Bekannten besuchen, und dann südostwärts langsam Richtung CH. Nun fahre ich nur noch Plätze an die ich von früher kenne und die ich mit der Karte finde, halt so wie früher!

Und so stehe ich nun in Hann.Münden, auch hier war ich mit Anna und Prisca. Der Stellplatz aber ist wie immer hier chaotisch verstellt, und auf dem Campingplatz kriege ich gerade noch einen Platz für eine Nacht, das Wochenende ist restlos ausgebucht. Wo ich dann morgen übernachte ohne die üblichen App’s auf dem Handy weiss ich noch nicht.

11.9.20,Freitag

Ich habe Glück: UPC hat mir geholfen, die SIM-Karte wurde über’s Netz neu aktiviert, das Handy akzeptiert mich wieder, ich bin wieder ein Mensch! Und ich konnte auf den Stell-Platz eines Frühabreisers wechseln und bin damit übers Wochenende gerettet. Habe gleich eine Radtour mit Chiara gemacht, jetzt wird gefaulenzt, gegrillt und getrunken was das Zeug hält!

12.9.20, Samstag

Das Wetter ist gut, am Morgen allerdings saukalt. Wir machen eine schöne Radtour der Weser entlang, dann mit einer kleinen Fähre auf die andere Fluss-Seite und wieder zurück. Chiara jammert zwar immer die ersten paar Meter, aber dann ist sie ruhig, schaut umher oder liegt flach. Ich nehme sehr Rücksicht auf sie weil ihr Korb nicht abgefedert ist. Sie ist auf dem Platz sofort wieder der Star, wird von allen mit Streichel-Einheiten und auch mit Leckerli verwöhnt, Hund müsste man sein!

Habe beim Abendspaziergang eine Frau getroffen, sie hat gehört wie ich mit Chiara geredet habe, und sie hat mich sofort auf Schweizerdeutsch angesprochen. Sie hat eine Ferienwohnung in Hann.Münden, wohnt aber in Walenstadt, sie ist eine Glarnerin und heisst Streiff wie Prisca. Sicher sind sie irgendwie verwandt, so Zufälle gibt’s!

13.9.20, Sonntag

Beim gemütlich über Land zuckeln sind wir ganz in der Nähe von Naumburg vorbei gekommen wo im Oktober das grosse Jahrestreffen stattfindet. Ich wollte mal schauen wie’s da aussieht, und bin gleich hängen geblieben. Ein ganz toller Platz, ich kann mich aufstellen wo ich will, nach dem Gedränge am Wochenende ein Paradies! In Fussnähe gibt’s einen EDEKA, richtig zum bleiben. Das wäre nach Prisca’s Gusto! Ich konnte sogar meine Gasflasche tauschen, zwar teuer, 22 Euronen, aber so brauch ich nicht nach einem Baumarkt Ausschau zu halten!

14.9.20 Montag

Am nächsten Morgen fahren wir zeitig weiter, ich will nach Bad Königshofen auf den Stellplatz, da war ich zweimal mit Prisca, hat sich da sehr wohl gefühlt. Das sind 220 Km Weg, eine grosse Strecke gegen die bisherigen recht kleine Etmale. Ein rechtes Stück geht über die Autobahn, wir kommen gut vorwärts. Dann weiter über teilweise sehr kleine Strassen querfeldein, zwar schön aber ermüdend. In einem kleinen Dörfchen namens Poppenhausen sticht mir ein kleines Stellplatz-Schild in die Augen. Sehe mir das mal an und bleibe gleich da. Klein und völlig unspektakulär, aber ruhig und am Waldrand, gut für Chiara. Kriege noch Nachbarn, ein Paar vom äussersten Osten der ehemaligen DDR, genau am Dreieck Polen-Tschechien-Deutschland. Sie sind blutige Camper-Neulinge, sind erst drei Tage mit ihrem neuen Camper unterwegs und haben ständig für alle Geräte die Handbücher zur Hand. Aber sie sind amüsant und humorvoll, wir verstehen uns gut!

15.9.20, Dienstag

Statt Bad Königshofen fahre ich heute nach Absberg an den Brombachsee, einer der weitläufigsten Stellplätze die es gibt. Über ein riesiges Gebiet verteilt gibt’s da verschiedene grosse Plätze, durch Wäldchen oder Strässchen unterteilt und da können die WoMo’s stehen mit grossen Freiräumen, völlig frei wählbar, nichts ist parzelliert. Da war letztes Jahr Prisca restlos happy, denn wir standen ganz in der Nähe eines Sanitär-Gebäudes, da konnte sie waschen, abwaschen, so richtig die Hausfrau spielen. Es gibt verschieden lange Radwege um den kleinen oder grossen oder um beide Brombachseen. Ich bleibe zwei Tage, will mit Chiara mal den E-Bike-Accu leerfahren. Aufladen kann ich hier nicht, da ich ziemlich abseits stehe wo es keinen Strom gibt.

Ich lerne ein Ehepaar kennen aus dem Odenwald, sie haben einen grossen 17-jährigen Hund bei sich der fast immer schläft aber noch ganz gesund ist, einfach uralt. Wir verstehen uns auf Anhieb sehr gut, ich werde sogar mit Kaffee und Kuchen verwöhnt. Leider müssen sie gegen Abend nach Hause wegen Terminen anderntags. Wir wollen aber in Verbindung bleiben, irgendwie hat da die Chemie total gestimmt.

16.9.20, Mittwoch

Der Himmel ist etwas diesig, aber es stimmt zum radfahren. Chiara hat sich schon daran gewöhnt, einzig die ersten paar Meter jammert sie etwas, dann aber ist Ruhe im Korb. Manchmal sitzt sie, besonders wenn die Wege holperig sind, aber sich kann auch zusammengerollt liegen. Ich habe mir sagen lassen dass das besser ist wenn sie rundum abgestützt ist als wenn das Gehäuse zu gross ist und sie herumrutscht. Und herausfallen kann sie nicht, es ist ja eine Gitterhaube über dem Korb.

Bin am Abend von dem am nächsten stehenden Nachbarn auf mein Allein-Reisen angesprochen worden. Nachdem ich ihm den Grund gesagt habe hat er mir seine Sorgen erzählt: seine Frau werde immer vergesslicher und finde jeweils den Heimweg nicht mehr, auch verfalle sie immer mehr. Ich musste natürlich sofort an Prisca denken und auf die Aussichten wenn sie überlebt hätte. Mir ist wahrscheinlich viel erspart geblieben, aber trotzdem: ich hätte sie gerne zurück, das jetzige Leben macht keinen grossen Sinn mehr. Ich überlege mir ernsthaft das Fahren aufzugeben, es macht keine echte Freude mehr. Und auch mit Chiara wäre es zuhause einfacher, sie ist doch eine Belastung wenn ich einkaufen muss oder duschen gehe. Sie ist dann jedesmal völlig verängstigt wenn ich sie verlasse. Zuhause fühlt sie sich sicherer und hat auch mehr Raum. Aber kommt Zeit kommt Rat!

17.9.20, Donnerstag

Habe beschlossen nach Hause zu fahren, will jedoch vorher bei der Firma RSM vorbei schauen, ev. tausche ich meinen Mobilisten gegen ein FunBike um, natürlich gegen Aufpreis. Da die Firma aber in der Nähe von Offenburg ist muss ich zurück zum Rhein. Da der Accu meines E-Bikes fast leer ist muss ich auf einen Campingplatz mit Strom. In der Nähe von Heidelberg finde ich in einem kleinen Dörfchen, in Mürmelstein, einen niedlichen CP direkt am Neckar. In der Nachbarschaft sind zwei Sheltie’s zuhause, ein Knabe und ein Mädchen. Es ist eine wahre Freude die Drei herumtollen zu sehen, Prisca wäre glücklich!

Wa der Stern meldet dass er sich am Freitag mit einigen Sternen aus Edith’s Forum in Neuburg-Weiher am Rhein trifft, da wo wir uns kürzlich getroffen haben. Das liegt an meiner Route, ich werde also morgen dort vorbeischauen. Da am Wochenende wahrscheinlich wieder die Schlacht um freie Plätze losgeht, könnte ich vielleicht sogar in Ruhe dort bleiben und erst am Montag zur Firma RSM gehen, die ist dann nur noch ca 90 Km entfernt. Von dort wäre ich dann gemütlich in zwei Tagen zuhause.

18.9.20, Freitag

Die Firma RSM will zurückrufen und mir Bescheid geben wann ich vorbeikommen kann. Auf dem Weg nach Neuburg-Weiher komme ich auf der Autobahn an einen Stau, es scheint eine grössere Geschichte zu sein, mir gelingt in letzter Sekunde der Absprung auf die Ausfahrt. Später vernehme ich dass die Wartezeit ca. drei Stunden gedauert hat, Glück gehabt!

Nach einer gemütlichen Fahrt bin ich bereits um 11.00 Uhr auf dem Parkplatz, und wieder habe ich Glück: der allerletzte mögliche Platz ist frei! Sofort einparken, und die bereits anwesenden Bekannten begrüssen. Neben Wa und Kl und dem Türken Kemal sind noch Co, ihr Bruder Ro und Han auf dem Platz, später stossen noch Ga und Ma dazu, zusammengewürfelt aus drei verschiedenen Alleinfahrer-Foren. So sind wir eine fidele Gruppe von acht Alleinfahrern, wir fahren mit den Bike’s in ein Fisch-Restaurant und lassen uns dort verwöhnen. Danach sitzen wir bis spät in die Nacht am Rheinufer und leeren ein paar Flaschen. Kemal kreuzt noch mit türkischen und griechischen Schäpsen auf, es reicht jedenfalls für einen tiefen Schlaf!

19.9.20, Samstag

Habe gut geschlafen, mache einen langen Spaziergang mit Chiara. Ein paar WoMo’s reisen ab, die Plätze werden sofort von den Wartenden besetzt. Auch ich bekomme links und rechts neue Nachbarn, links ist sogar ein Berner-Paar mit einem kleinen Rüden, er und Chiara haben sofort Interesse aneinander. Es sind nette Leute, gesprächig und freundlich.

Wir machen eine Radtour, zuerst mit der Fähre ans andere Ufer, dann über Frankreich rheinaufwärts bis zur nächsten Fähre und dann auf deutschem Gebiet wieder zurück, total 42 Km. Alles auf Radwegen durch schöne Landschaften, unterwegs wird natürlich eingekehrt. Chiara passt das Fahren heute überhaupt nicht, sie jammert dauernd, hoffentlich gewöhnt sie sich ein, sonst haben wir ein Problem!

Am Abend wird gegrillt, wir essen alle zusammen und es wird ein richtiges Fest daraus. Dementsprechend wird auch viel, sehr viel getrunken. Weil bei Kemal, dem Türken, wieder der alte Mann mit der Gitarre sitzt muss ich natürlich wieder mit der MuHa mitspielen, es tönt bemerkenswert gut, es gibt weitherum Applaus. Es ist ein ganz toller Abend, wir sind eine richtig gute Gruppe, und ich bin voll integriert. Das Durcheinander-Trinken von Wein, Bier und verschiedensten Schnäpsen hat allerdings zur Folge dass meine Gleichgewichts-Organe verrückt spielen, beim Nachtspaziergang mit Chiara dem Rhein entlang bin ich öfters über sie gestolpert, aber wir haben immerhin den Heimweg und das Bett gefunden!

20.9.20, Sonntag

Ich bin ziemlich angeschlagen, muss alles ganz sachte angehen, keine Chance zum abreisen, muss mich erholen. Werde erst morgen südwärts reisen, wenn möglich bei RSM vorbei schauen, sonst Richtung Heimat!

Den Meisten geht’s ähnlich wie mir, alle sind eher langsam, wenig Aktion, plaudern und ruhen. Es herrscht ein Riesenbetrieb, das ganze Rheinufer ist mit Spaziergängern, Radfahrern und Blüttlern übervölkert. Wir Camper sind total umzingelt von Familien die sich hier niederlassen, ihre Tische aufschlagen und Mitgebrachtes essen. Es ist halt nicht ein Stellplatz sondern ein öffentlicher Parkplatz auf dem wir stehen, da gilt Jedermanns-Recht!

Einige Oldtimer-Motos haben sich bei der Fähre versammelt, dabei habe ich ein Gefährt entdeckt welches für mich und Chiara geeignet wäre!

Von RSM habe ich Bescheid erhalten dass sie mir einen Termin für Mittwoch um 9.00 Uhr anbieten könnten, was ich sofort annehme. So beschliesse ich den morgigen Tag noch hier zu verbringen, und dann am Dienstag direkt nach Neuried zu fahren. Werde dann auf einem Parkplatz ganz in der Nähe der Firma übernachten, so habe ich am Mittwoch-Morgen keinen Stress.

21.9.20, Montag

Tolles Wetter, herrliche Ruhe, der Platz hat sich geleert, nur noch ein paar WoMo’s stehen hier. Auch ein paar Sterne, Ca, Ro, Han und Ga sind noch da, Wa und Ma sind gestern abgefahren, und Kl heute morgen früh. Auf Anraten von Wa bastle ich eine Strom-Anzapfstelle direkt ab Batterie für meinen Wechselrichter, der liefert jetzt genügend Strom für meinen E-Bike-Accu. So bin ich deswegen nicht mehr auf Landstrom angewiesen.

Wir fahren ein paar Kilometer mit dem Rad zum Aldi, Ich lasse Chiara im WoMo, es ist ja noch nicht heiss, und sie muss lernen so zu warten wenn ich einkaufen oder duschen gehe. Sie bleibt schön ruhig, sitzt auf meinem Fahrersitz und beobachtet die Umgebung. Die Nachbarn bestätigen dass sie total ruhig geblieben ist, schön.

Am frühen Nachmittag gehen wir zusammen essen in’s nahe Gasthaus, eine schöne Gartenwirtschaft. Und dann Siesta im Schatten des WoMo’s, bewacht von Chiara. Gegen Abend verabschiedet sich dann auch Han, sie fährt heim, sie hat ja nicht weit. Etwas früher ist bereits Ga losgefahren, sie hat einen etwas längeren Heimweg. Dafür ist Kl wieder aufgetaucht, so sind wir noch zu viert. Am Abend kommt wieder Kemal, er wohnt im WoMo, arbeitet ganz in der Nähe und dies ist sein normaler Schlafplatz. Später besucht ihn ein junges Mädchen, sie arbeitet mit ihm zusammen. Seltsam, da sitzt ein keine tausend Wochen altes Mädchen mit Leuten zusammen die alle über 60 Jahre alt sind!

Es wird ein letzter schöner Abend zusammen, morgen trennen sich die Wege, alle haben den Eindruck dass wir sehr gut zusammen gepasst haben und man sich wiedersehen will. Aber ob und wo und wann steht in den Sternen.

Ich hatte durch diese Gruppe doch einige Zeitperioden in denen Prisca nicht so im Vordergrund stand. Wenn ich allein bin habe ich halt doch sehr viel Langezeit nach ihr, möchte dass sie teil hat an meinen Erlebnissen, es hätte ihr sehr gefallen, sie hätte sich gefreut. Tempi passati!

22.9.20 Dienstag

Fahre gemütlich über Landstrassen nach Neuried, da ist die Firma RSM welche als einzige die E-Bikes MOBILIST verkauft. Sie haben alles selbst entwickelt, lassen es in China herstellen und verkaufen nur direkt, der Zwischenhandel ist absolut ausgeschaltet. Die Bikes sind etwas Besonderes, sie haben in vielen Test’s nur Bestnoten erzielt.Ich will meinem Mobilist einen Service gönnen, ev. gegen ein Fun-Bike eintauschen, das ist nochmals was ganz Besonderes.

Ausser einem Heer von Ameisen habe ich noch niemanden zu Gesicht bekommen in dem verschlafenen Dörfchen, gehe später mal schauen ob’s ein Wirtshaus gibt. Die Ruhe und Einsamkeit ist ungewohnt nach den betriebsamen letzten Tagen, sofort ist meine ständige Begleiterin Prisca wieder da, schön und halt auch traurig.

Habe ein Wirtshaus gefunden, ziemlich weit weg, ergibt aber so gleich den Abendspaziergang mit Chiara. Gut bürgerlich gegessen, dann wieder heim durch das verschlafene Dorf. Ein Teil des grossen Parkplatzes ist jetzt gut belegt, in der Sporthalle ist Betrieb. Aber meine Ecke ist abgelegen, bin völlig ungestört. Gehe früh ins Bett, will morgen zeitig auf.

23.9.20, Mittwoch

Gut geschlafen, sehe dass noch ein Wohnbus in der Nähe steht. Langer Spaziergang mit Chiara, weil sie heute längere Zeit fahren muss. Danach zur Firma RSM, Hr.Weiss ist da. Sofort ist klar dass sie keine gebrauchten Bike’s an Zahlung nehmen, ich muss also mein’s selber verkaufen. Ich mache eine Probefahrt mit meinem Wunschbike, ich will so eines haben! Die Lieferfrist ist Frühling 2021, leider. Ev. besteht die Möglichkeit, dass ein älterer Kunde zurücktritt, das entscheidet sich in zwei Wochen. Ich würde das Bike dann bei meiner Tour im Oktober mit einem Umweg abholen.

Machen uns auf den Weg nach Hause, es sind gut 200 Km zu fahren, ein vernünftiges Etmal. Alles läuft gut, kleinere Staus auf der A5 sind normal, wir kommen gut voran. Vor Rheinfelden machen wir eine Pinkelpause, dann gehts weiter und am frühen Nachmittag stehen wir vor meiner Garage. Es ist schön wieder da zu sein, die grosse Wohnung und die Terrasse in Besitz zu nehmen, alles ist unverändert schön. Chiara ist auch sofort wieder vertraut mit allem wie wenn wir nie fort gewesen wären.

Dann der gewohnte Ablauf mit Camper räumen und Tank’s leeren, Camper versorgen, Waschmaschine laufen lassen, alles vielfach durchgespielt, aber jetzt halt ohne Prisca. Sie ist mir hier wieder sehr nahe, ich vermisse sie!

Resumee: Die Reise hat nur drei Wochen gedauert, es hat keinen richtigen Plan gegeben und ist daher sehr spontan verlaufen. Aber ich bin mit vielen Leuten zusammen gekommen, alte Bekannte getroffen, neue kennen gelernt und sehr schöne Zeiten mit allen verbracht. Ich bin an vielen ganz tollen Orten gestanden, viele Nächte direkt am Neckar und am Rhein. Bin auch an vielen Orten gewesen an denen ich letztes Jahr mit Prisca war.

In der ganzen Zeit ist sie mir immer ganz nahe gewesen. Auch wenn ich inmitten einer Gruppe abgelenkt und beschäftigt war, so war halt immer wieder zwischendurch der Gedanke da wie sie sich freuen täte wenn sie das alles auch erleben könnte. Und dann im WoMo allein mit Chiara, da fehlte sie dann halt sehr.

Ich bin nicht sicher ob das Reisen für mich allein noch richtig ist, daheim hätte ich alles viel leichter, aber es ist zu früh um einen Entscheid zu fällen. Vorläufig steht jetzt sowieso nur noch das Jubiläums-Treffen in Naumburg auf der Liste, dann ist Pause bis im Frühling. Und wie dann die Situation mit Corona aussieht muss sich erst noch zeigen.

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